Nachrichten Quadrat

Was sagen wir, wenn wir reden – und was sagen wir, wenn wir nicht reden? Die Kommunikation zwischen zwei Menschen ist eine Ansammlung vieler unidirektionaler Signale, die uns in der direkten Kommunikation bidirektional erscheinen.

Das Sender-Empfänger-Modell von Shannon/Weaver aus den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts bringt es technisch auf den Punkt. Für eine Nachricht benötigt es einen Sender, und einen Empfänger. Der Sender sendet seine Nachricht über einen Kanal an den Empfänger, und dabei kann es zu Störungen kommen. Nicht nur in der Signaltechnik, auch in der zwischenmenschlichen Kommunikation.

Als Modell der zwischenmenschlichen Kommunikation kombinierte Schulz von Thun 1977 Ansätze von Karl Bühler (die drei Aspekte der Sprache, 1934) und Paul Watzlawick (1969) zu einem Quadrat [Thun 2013]. Später wurde dieses Quadrat auch als Vier-Seiten-Modell oder Vier-Ohren-Modell bezeichnet.

Vier Aspekte der Kommunikation
Nach diesem Modell birgt jede Nachricht einer zwischenmenschlichen Kommunikation vier Aspekte, die sich in einem Quadrat abbilden lassen: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell.

  • Sachinhalt – worüber der Sender informiert:
    Jede Nachricht enthält eine Sachinformation. So wie etwa der Artikel, den ich jetzt gerade als Sender verfasse, und den Sie jetzt gerade als Empfänger lesen. Eine Sachinformation kann etwa sein “Der Himmel ist blau” und “das Gras ist grün”.
  • Selbstoffenbarung – was der Sender von sich selbst kundgibt:
    Neben Informationen zum Sachinhalt sendet jeder Nachricht Informationen zur Person des Senders. Sie wissen jetzt, dass ich anscheinend ein Buch von Schulz von Thun gelesen haben, und mich für diese Thematik interessiere. Sie wissen jetzt auch, dass ich einen Blog schreibe, in deutscher Sprache. Aus der Sachinformation “Der Himmel ist blau” und “das Gras ist grün” könnten der Empfänger schließen, dass der Sender vielleicht gerade von draußen kommt, und dass es nicht regnet. Ein interessanter Aspekt der Selbstoffenbarung ist, dass es sich dabei sowohl um bewusste Selbstdarstellungen handeln kann, als auch um eigentlich vom Sender nicht gewollte Selbstenthüllungen (oder auch beides).
  • Beziehung – was hält der Sender vom Empfänger, wie ist die Beziehung einzuordnen:
    In vielfältiger Dimension wie detaillierter Wortwahl, Internation, Tonfall oder Sprechgeschwindigkeit drückt der Sender Informationen zur Beziehung zum Empfänger aus. Mit dem Verfassen eines Fachartikels möchte ein Berater vielleicht ein Coach und Coachee Beziehung signalisieren. Mit der Sachinformation “Der Himmel ist blau” kann auch durch die Banalität der Aussage eine Minder Stellung des Empfängers zum Ausdruck gebracht werden.
  • Appell – wozu der Sender den Empfänger veranlassen möchte:
    Fast immer wollen wir mit einer Nachricht auch wirken. Möchte ich mit diesem Artikel einen Appell zu mehr Achtsamkeit in der Kommunikation starten? Wenn ich sage “der Himmel ist blau” und “das Gras ist grün”, will ich den Kindern signalisieren endlich in den Garten zu gehen?

Hatten Sie in der Vergangenheit eine Situation, in der Sie das Gefühl hatten, eine Ihrer Aussagen wurde falsch verstanden?
Das Quadrat eignet sich vorzüglich, um Situationen von Kommunikationskonflikten zu analysieren.

Schreiben Sie die Aussage in ein Quadrat. Versuchen Sie nachzuvollziehen, welcher Sachinhalt, welche Selbstoffenbarung, welche Beziehungsinformationen und welcher Appell beim Sender angekommen sein könnte.

Ein Beispiel vom Erschaffer des Quadrates selbst – Kontext ist ein Ehepaar im Auto, Frau am Steuer, Mann ist Beifahrer:

Verfasser: Axel Straschil

Literatur:

  • [Thun 2013] Schulz von Thun, Friedemann. Miteinander Reden 1, Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation, 2013.

Das Nachrichten-Quadrat von Friedemann Schulz von Thun